LIMES AUSSICHTSPLATTFORM

Die Plattform steht genau richtig an authentischem Ort, denn dort befand sich einst die Reichsgrenze der Römer und der Blick reichte weit hinaus ins potenziell feindliche Ausland. Ein Blicke bis Limburg oder zum Feldberg sind an guten und sonnigen Tagen möglich.

 

Auf 537 Metern Seehöhe liegt die Gemarkung Pohl in Kemel, damit ist sie der höchste Limes-Punkt kreisweit. Ganz in der Nähe existierten zwei Holz-Erde-Kastelle, auf die Informationstafeln hinweisen. Die Aussichtsplattform ist „keine Nachbildung eines original römischen Turms“, nimmt aber optische Anleihen und ist von den Dimensionen her angepasst.

Bei einem quadratischen Grundriss von 4,15 Metern Seitenlänge ragt das überdachte Bauwerk zehn Meter auf. Wer übers Land schauen will, steht in 5,60 Metern Höhe, wo die Galerie von außen an einen Römerturm erinnert.

Es gibt eine lange Vorgeschichte der Aussichtsplattform. Denn diese war früh als „kühnstes Projekt“ im 1983 gegründeten Heimatverein Heidenrod in der Diskussion.

Altwege nördlich des Taunus-Limes

Die Altwege nördlich des Taunus-Limes (Quelle: Verein deutsche Limes Straße mit eigenen Ergänzungen)
Die Altwege nördlich des Taunus-Limes (Quelle: Verein deutsche Limes Straße mit eigenen Ergänzungen)

 

Die römischen Straßen endeten nicht am Limes, sondern lassen sich auf germanischer Seite häufig über hunderte von Kilometern weiter verfolgen. Teilweise von den Römern befestigt, wie nördlich von Hungen und rund um Wetzlar, teilweise wie schon zur Zeiten der Kelten als Naturwege, führten diese fernen Handelszielen entgegen. Ein schönes Beispiel hierfür stellen die Wege nördlich des Taunus-Limes dar.

 

Darunter befinden sich so bekannte, vorgeschichtliche Wege wie Hühnerstraße, Mauspfad, Hessenstraße, Wellerweg, Weinstraße und Lindenweg.

Altstraßen nördlich des Taunus-Limes: Hühnerstraße, Mauspfad, Hessenstraße, Wellerweg, Weinstraße, Lindenweg, Kemeler Straße, Mainzer Straße, Hünerstraße, Limburger Straße, Hassia-Thuringia.

 

 

 

Kemeler Straße

 

Von Wiesbaden aus führte eine vor-römische Höhenstraße nach Koblenz.

 

"Auf einer der höchsten Erhebungen des westlichen Taunus, an einer Kreuzung alter Handelswege, der Hohen Straße (Kemeler Straße) und der Verbindung Lorch - Kemel - Laufenselden (-Limburg), bestand die seit 812 in einer Grenzbeschreibung der Bleidenstädter Vogtei urkundlich erzeichnete Siedlung wahrscheinlich schon längere Zeit. Die frühe Form des Ortsnamens "Kahemel" soll auf einen keltischen Ursprung deuten. Die wichtige Straßenkreuzung wurde bereits von den Römern seit dem 1. Jh. durch Erdkastelle und schließlich ein Steinkastell gesichert. Reste einer "porta praetoria" sollen noch hinter dem Chor der Kirche zu erkennen sein. Ein Flurnamen "Pohl" erinnert an den Pfahlgraben, Reste von Wachttürmen wurden festgestellt. Ein befestigter fränkischer Königshof soll neben der heutigen Kirche gestanden haben." http://www.bjoern-dapper.de/Kemel.htm

 

Zwischen dem Kastell Kemel und dem Kastell Becheln verlief der Weg entlang des Limes. Von der Höhe bei Becheln ging es zu den Talniederungen des Rheins (Braubach). In Becheln verlässt der Limes die Kemeler Straße und macht eine Richtungsänderung von fast 90° in Richtung Nord-Ost. Grund hierfür ist der kreuzende Höhenweg von Boppard nach Montabaur, dessen Verlauf der Limes ca. 10 km folgte und zwischenzeitlich die Lahn in der Nähe von Bad Ems überquerte, bevor er vor Welschneudorf wieder eine Richtungsänderung in die ursprünglich Richtung nach Nord-Westen vollzog.

 

Verlauf: Wiesbaden - Hohe Wurzel - Schwalbach - Kastell Kemel - Kastell Holzhausen - Kastell Pohl - Kastell Hunzel - Kastell Becheln - Koblenz

Limes zwischen Kemel und Saalburg

 

Es wird immer wieder dargestellt, dass der Streckenverlauf des Limes im Taunus, der Tatkraft der römischen Legionen zu verdanken sei, die Schneisen in die germanischen Wälder geschlagen hätten. Ohne die hervorragenden Leistungen der Römer zu schmälern, muß an der Stelle erwähnt werden, dass der Streckenverlauf bereits über 700 Jahre Bestand hatte.

Altwege im Taunus (eigenen Karte)
Altwege im Taunus (eigenen Karte)

Er ist Bestandteil eines übergeordneten fast geradelinigen Fernweges von Paris, über Reims, Luxemburg, Trier über den Hunsrück-Höhenweg (die spätere Via Ausonia) bis Rheinbölln, von dort über den Rhein nach Lorch und die oben genannte Strecke nach Kemel. In Kemel beginnt der Taunus-Höhenweg (spätere Limes zwischen Kemel und Saalburg). Von dort führte der Handelsweg südlich von Friedberg/Nauheim vorbei zum Glauberg. Über den Vogelsberg ging er über Thüringen bis an die sächsische Elbe.

 

Entlang des Weges lagen wichtige bronzezeitliche und keltische Siedlungen u.a. Lutetia, Oppidum Titelberg (Luxemburg), die Hauptstadt der Treverer (das spätere Trier), Belginum (kontinuierliche Grabunsstätten über 800 Jahre von der Hunsrück-Eifel-Kulter über die Latene-Zeit bis zum 4 Jhd. nach Chr.), das Oppidum Altkönig, das Oppidum Heidetränk, Ringwallanlage Bleibeskopf, Ringwall Gickelsburg, Ringwall Johannesberg und keltische Siedeanlagen zur Salzgewinnung in Nauheim, der keltische Fürstensitz am Glauberg, Maberzell (keltische Wallanlage Schiebberg), Hünfeld-Mackenzell (ältere Hallstattzeit), Stallberg bei Kirchhasel, Kleinberg bei Rasdorf, Wallanlage auf dem Öchsen südlich von Vacha, Eisenacher Burg (eisenzeitliche Funde), Mittelberg (Himmelsscheibe von Nebra ca. 2000 v. Chr), eisenzeitliche Siedlung in Wennungen bei Halle und die Salzsiederei in Halle.

 

Alternativ zur Via Ausonia ist die Hunsrück-Route über Trier - Hilscheid (keltische Ringwallanlage Röderberg) - Allenbach (keltische Wallanlage auf dem Ringskopf) - Kempfeld (Wallanlage Wildenburg) - Oppidum Bundenbach - Gemünden (Alteburg) nach Rheinbölln möglich.

 

Anmerkungen zu den Ringwällen in Taunus: Fast alle Ringwälle und keltische Oppida wie z.B. Altkönig und Heidetränk befinden sich etwas südlich des Taunus-Höhenkamms. Die Topologie ermöglicht jedoch keinen durchgehenden Höhenweg direkt auf dem Kamm bzw. südlich davon. Mit Ihrer Lage war jedoch jederzeit die Kontrolle über den ca. 2 km nördlicheren Handelsweg gegeben.