Erster zertifizierter Schulungswald Deutschlands eröffnet

Zeitungsartikel Wiesbadener Kurier, 02.09.2013

KEMEL - Holzklötzchen, Tannenzapfen und Nüsse können sich durchaus als Spielzeug bewähren. Im ersten FSC-zertifizierten Schulungswald Deutschlands fliegen sie beim Zielwerfen durch die Luft. Das ist eine Attraktion des nun eröffneten Parcours. Außer der Allee der Bäume des Jahres reihen sich 28 Einzelstationen mit praktisch erlebbaren Themen rund um den Wald in Kemel aneinander.

 

Hochstand und Duftorgel

 

Nur ein kleines Stück weiter lernen Kinder und Erwachsene, dass man Zapfen nicht nur werfen, sondern auch bestimmen kann. Wer kleine Klappen öffnet, der erfährt, ob seine Zuordnung zu einer bestimmten Baumart richtig war - die kleinsten Zapfen wachsen an Mammutbäumen.

 

Ein überdimensionierter Hochstand und eine Duftorgel mit den Gerüchen des Waldes sind andere markante Punkte des Parcours. Außerdem liegt eine Sprunggrube am Wegesrand. Wer in den Sand hüpft, kann seine Sprungweite mit den Leistungen aus der Tierwelt vergleichen - Volljährige landen meist zwischen Fuchs und Wildschwein. Ins idyllische Waldklassenzimmer mit den Holzbänken zieht am Tag der Eröffnung die Klasse 2 b aus der Grundschule Kemeler Heide ein mit ihrer Schulleiterin Mareike Fischer. "1. FSC-zertifizierter Schulungswald in Deutschland" und "Idee und Initiative: FSC Deutschland und Hessenforst Revierförsterei Kemel-Springen" kann man auf einem Schild hinter dem Kemeler Sportplatz lesen, wo das Eintreten in den 21 Hektar großen Schulungswald am Einfachsten ist. FSC das steht für das "Forest Stewardship Council", dessen Richtlinien zur Bewirtschaftung des Waldes sich die Gemeinde Heidenrod verpflichtet hat, einzuhalten.

 

Möglich wurde das Projekt auch dank Sponsoring durch die Firma AkzoNobel mit der Marke Xyladecor. Firmenvertreterin Annette Rauber nimmt an der Eröffnung ebenso teil wie Erika Müller von FSC Deutschland. Dreiviertel der bisher ausgegebenen knapp 20 000 Euro seien durch Sponsor-Zuwendungen gedeckt, erklärt Förster Volker Diefenbach. Beim Spatenstich war von 25 000 Euro Gesamtkosten die Rede.

 

Bäume des Jahres

 

Die Summe werde vielleicht in den nächsten Jahren erreicht, meint Diefenbach, denn es solle weiteres Sponsorengeld fließen. Damit ist der Aspekt der Nachhaltigkeit erreicht. Die Bedeutung der Nachhaltigkeit würdigen die Redner und zeigen einen gewissen Stolz wegen der Größe des Heidenroder Waldes. Landrat Burkhard Albers (SPD) beschreibt Heidenrod als "kleine, bescheidene Gemeinde mit großen, innovativen Ideen". Dazu zähle der interaktiv erlebbare Schulungswald. Den Schulungswald bildet die Allee der Bäume des Jahres, der bereits existierende Erlebnispfad und ein neuer Lehrpfad. Großen Anteil am Entstehen des Pfades hat die Deutsche Waldjugend, die rund zehn neue Stationen gebaut hat.

 

Von der Rolle des Kohlenstoffkreislaufs bis zur Tierwelt im Waldboden gibt es viel zu lernen. Die roten Waldameisen haben ihren Hügel direkt hinter der entsprechenden Tafel angelegt. Die Spuren der Tiere sind dargestellt, wo sie, wenn Schnee liegt, oft auf dem Weg auffallen, erläutert Thorsten Junkers von der Waldjugend. Bei allem hält es Förster Diefenbach für eine "wunderbare Symbiose", dass die Entfernung zur Schule nur 300 Meter beträgt.